Die Schweiz hat eine lange Tradition von Bürgergemeinden und Korporationen, die sich um die Verwaltung von Gemeingütern (Commons) kümmern. Diese Organisationen leisten einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl, aber ihre Strukturen sind oft veraltet und nicht immer offen für neue Mitglieder oder Ideen. Um das volle Potenzial von Commons für eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Wirtschaft zu nutzen, sollte das Genossenschaftsrecht im Obligationenrecht modernisiert werden.

Ziel ist es, neue Formen von Genossenschaften zu ermöglichen, sogenannte "offene Kooperativen", die sich an sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit orientieren. Diese offenen Kooperativen sollen demokratisch strukturiert sein, allen Mitgliedern gleichberechtigte Mitbestimmung gewähren und eine zukunftsfähige Verwaltung von Commons ermöglichen.

Commons sind Ressourcen, die von einer Gemeinschaft verwaltet und genutzt werden, wie beispielsweise Wälder, Weiden, Gewässer oder auch digitale Ressourcen wie Open-Source-Software. Studien, unter anderem von der Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom, haben gezeigt, dass Gemeinschaften ihre Commons nachhaltig und gerecht verwalten können, wenn bestimmte Prinzipien eingehalten werden. Die Stärkung von Commons-Projekten bietet eine vielversprechende Alternative zu einer rein marktorientierten Wirtschaft.

Bei der Erweiterung des Genossenschaftsrechts sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
1. Anerkennung von offenen Kooperativen als zukunftsweisende Form der Genossenschaften mit demokratischen Strukturen und gleichberechtigter Mitbestimmung.
2. Ermöglichung einer gemeinwohlorientierten Verwaltung von Commons durch offene Kooperativen, um eine nachhaltige und generationengerechte Nutzung von Ressourcen zu fördern.
3. Schaffung von rechtlichen Rahmenbedingungen, die es offenen Kooperativen ermöglichen, ihr volles Potenzial zu entfalten und innovative Lösungen zu entwickeln.
4. Verpflichtung von offenen Kooperativen zu Transparenz, Nachhaltigkeit und einer starken Gemeinwohlorientierung.

Durch die Modernisierung des Genossenschaftsrechts und die Einführung von offenen Kooperativen kann die Schweiz an ihre erfolgreiche Tradition von Bürgergemeinden und Korporationen anknüpfen und gleichzeitig zukunftsfähige Strukturen für die Verwaltung von Commons schaffen. Dies stärkt den gemeinschaftlichen Sektor, fördert eine nachhaltige Entwicklung und trägt zu einer gerechteren, innovativeren und resilienteren Gesellschaft bei. Die Schweiz hat die Chance, eine Vorreiterrolle in der Gestaltung einer zukunftsfähigen Wirtschaft einzunehmen und das Erfolgsmodell der Genossenschaften ins 21. Jahrhundert zu führen.