Welche politischen Maßnahmen und Hebel werden Sie in Bewegung setzen, damit junge Menschen aus allen Lebensbereichen eine würdige und nachhaltige Zukunft in ihrem Land ins Auge fassen können?

Autor
Amalia H.
Status
Erfolgsgeschichte

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Sehr geehrte Frau Bundesrätin, Sehr geehrter Herr Bundesrat

Ich bin 17 Jahre alt, bin in der gymnasialen Ausbildung (3. Jahr) am Gymnasium in Genf (zweisprachige Matura mit Deutsch), lebe von der Sozialhilfe und frage mich ernsthaft, ob ich in meinem Land eine berufliche Zukunft und finanzielle Unabhängigkeit haben werden kann (oder nicht), wenn man sich ansieht, wie sehr die Bildungs- und Berufsbildungspolitik versagt? (siehe unten, Ref. 1 und 2) Meine älteren Freunde, welche an der Uni studieren, haben mehrere Nebenjobs (wohnen oft noch bei den Eltern), haben aber am Ende des Monats doch nichts übrig? Und wie kann man ab 18 Jahren eine Krankenversicherung bezahlen, wenn man noch am Gymnasium (in Vollzeitausbildung) ist und schon Schwierigkeiten hat, sich einen Computer zu kaufen, der in der Schule notwendig geworden ist? Ja, es gibt Sozialhilfe, aber ist es für die Schweiz wirtschaftlich gut, ganze Generationen von Jugendlichen in die Sozialhilfe zu schicken, und das gleich nach Abschluss ihrer Ausbildung?

Zweite Frage, wenn ich fragen darf: Wenn man die enorme Konzentration von Reichtum in den Händen einiger weniger sieht, will man dann wirklich etwas tun um die Ungleichheiten zu verringern? Natürlich hat dies weitreichende Folgen für die Gesellschaft als Ganzes: Vitamin B, Beziehungen, Geld und das Privileg, zu den Wohlhabenden zu gehören, bestimmen Erfolgschancen und die Lebensqualität der Menschen in der Schweiz. Ob man eine Wohnung, eine Lehrstelle, einen Job sucht… überall braucht man Vitamin B, ein Netzwerk und gut situierte Kontakte! Das ist eine Selbstverständlichkeit für Herrn und Frau Jedermann, eine Realität, die jedoch vielen unseren Politiker unbekannt ist.Wollen wir wirklich etwas für eine radikale Sozialpolitik und wirksame Finanzierungsmechanismen für den sozialen Ausgleich tun? (In meiner Klasse – ich habe den Schwerpunkt Wirtschaft und Recht – wird oft darüber gesprochen.) Und welche Rolle sollte der Staat, Ihrer Meinung nach, spielen, um die Mängel des Systems zu verringern? Schliesslich geht es meiner Meinung nicht nur um Armut oder soziale Ungleichheiten, die mittlerweile unhaltbar sind, sondern auch um die Frage, ob man wirklich etwas gegen das derzeitige Modell unserer Gesellschaft unternehmen will? Wenn nicht, bleibt mir nichts anderes übrig, als im Ausland nach Arbeit zu suchen (wenn ich anderswo das Glück habe, Arbeitsgeber zu finden, die bereit sind, einen in der Schweiz ausgebildeten jungen Menschen wertzuschätzen und ihn angemessen zu bezahlen, damit er nicht von Beginn seines Berufslebens an von der Sozialhilfe abhängig ist). 

Ich danke Ihnen für das Lesen und hoffe, dass meine Anliegen Gehör finden. 

Amalia Hartu 

Referenzen: 

1. Die Statistiken über ausgebildete Sozialhilfeempfänger in Genf - aufgeschlüsselt nach Ausbildungsniveau und Altersgruppe - zeigen deutlich, dass eine Ausbildung keine Garantie mehr für finanzielle Unabhängigkeit ist (siehe Anhang). 

2. Dasselbe gilt für das Vereinswesen, vgl. den Bericht 2022 der Vereinigung Voie F, in dem festgestellt wird, dass die Zahl der ausgebildeten Frauen steigt, obwohl sie vom Genfer Wirtschaftssystem ausgeschlossen sind) 

Timeline

11.09.23

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