Science and You(th) Bern 2020: Das sind unsere Expertinnen und Experten

Am Montag 25.10. 2020 beginnt die Vernehmlassung «Science and You(th) – Wissenschaft hört zu!»

Jugendliche aus Aarberg und der Stadt Bern haben folgende Themen in die Vernehmlassung geschickt:

«Wollen wir 300 Jahre alt werden?»

«Wie stellen wir uns den Krieg der Zukunft vor?»

Zu jedem Thema erstellte ein Experte ein Zukunftsszenario, welches wir im Rahmen der Vernehmlassung gemeinsam diskutieren werden. Hier erfährt ihr genauer, welche Personen aus Wissenschaft und Politik eure Gesprächspartner*innen sein werden:

 

Quentin Ladetto

Science and You(th) Quentin Ladet

Quentin beschäftigt sich mit der Frage, wie der Schweizer Soldat im Jahr 2050 kämpfen wird. Sein Szenario finden Sie hier.

Welches war nach der Schule dein erster Schritt ins Berufsleben?

Nachdem ich ziemlich lange studiert hatte, hatte ich die Chance, in der Industrie zum Thema Fußgängernavigation ohne Satellitensystem (GPS oder andere) zu promovieren.  Meine erste Arbeit außerhalb des akademischen Kontexts bestand darin, das, was während meiner Diplomarbeit als Konzept und Prototyp realisiert worden war, zu industrialisieren und in Form eines Produkts zum Leben zu erwecken.

Was machst du heute beruflich?

Heute bin ich bei armasuisse science and technology für das Forschungsprogramm in der Technologievorausschau verantwortlich. Hauptziel des Programms ist es, bahnbrechende Technologien zu antizipieren (d.h. Technologien, die radikale Veränderungen in der Art und Weise bewirken werden, wie Dinge getan werden) und ihre Auswirkungen auf die Militär- und Sicherheitswelt im Allgemeinen und die Schweizer Armee im Besonderen zu verstehen.

Was ist das Coolste an deinem Job?

Es gibt viele coole Aspekte in diesem Job, zum Beispiel die Möglichkeit, sich für alle neuen Technologien zu interessieren und mit den Unternehmen, die sie entwickeln, in Kontakt zu stehen, bevor sie auf den Markt kommen. Die Vorwegnahme des Einsatzes dieser Technologien, ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und das Militär, ihre Akzeptanz: All diese Fragen geben einem immer wieder das Gefühl, stimuliert und vor neue Herausforderungen gestellt zu werden.

Welches sind deine grössten Herausforderungen?

Eine der größten Herausforderungen, die mit der Vorausschau im Allgemeinen verbunden ist, besteht darin, zuzuhören und Informationen auszutauschen. Wie kann man Menschen für Zukunftsthemen sensibilisieren, wenn die meisten von ihnen mit den täglichen Aufgaben überfordert sind? Wie können wir die Themen priorisieren und sowohl die Chancen als auch die Gefahren darstellen und dabei so objektiv wie möglich bleiben? Und eine der wichtigsten Herausforderungen: Wie kann man Menschen zu Veränderungen motivieren, wenn die Gegenwart so angenehm (aber nicht unbedingt nachhaltig) ist?

Welche gesellschaftlichen Fragen interessieren dich am meisten?

Anstatt Fragen zu stellen, bin ich mehr daran interessiert, die wahren Interessen hinter den (politischen und anderen) Entscheidungen, die getroffen werden, zu entdecken und zu verstehen. Dies sind selten diejenigen, die offiziell mitgeteilt werden. Daraus ergeben sich viele soziale Fragen, und die Folgen sind immer Gewinner und Verlierer: sie zu entdecken ist eine spannende und lehrreiche Schatzsuche!

Corina Liebi

Corina ist Jungpolitikerin der Grünliberalen Partei im Kanton Bern. Im Moment kandidiert sie für den Gemeinderat der Stadt Bern. Sie wird Tipps geben, wie Jugendliche ihre Botschaften und Anliegen politisch einbringen können.

Welches war nach der Schule dein erster Schritt ins Berufsleben?

Ich habe eine Ausbildung zur Kauffrau auf der Gemeindeverwaltung in Heimberg gemacht.

Was machst du heute beruflich?

Nach meiner Lehre habe ich die Passerelle absolviert und angefangen, an der Universität Bern Geschichte, Kunstgeschichte und Englisch zu studieren.

Aktuell arbeite ich beim Historischen Institut der Universität Bern und beende gerade meinen Master. Nebenbei politisiere ich bei den (Jungen) Grünliberalen.

Was ist das coolste an deinem Job?

Mich in einem Archiv durch alte Bücher und Quellen zu wühlen und durch Kombinieren in detektivischer Kleinstarbeit historische Vorgänge versuchen zu verstehen.

In Bezug auf die Politik ist es ganz klar der Kontakt und die tollen Gespräche mit Menschen, die ich bei meiner Arbeit als Historikerin doch manchmal etwas vermisse.

Welches sind deine grössten Herausforderungen?

Die Sauklaue von einigen mittelalterlichen Schreibern (ja alles nur Männer!) zu entziffern und damit umzugehen, dass man wegen Überlieferungslücken nie alles rekonstruieren kann. In der Politik würde ich sagen, dass das Vermitteln zwischen verhärteten Fronten mitunter etwas vom Schwierigsten ist.

Welche gesellschaftlichen Fragen interessieren dich am meisten?

Ich interessiere mich besonders für gesellschaftsliberale Fragestellungen und eine nachhaltige Wirtschafts- und Umweltpolitik. Wie können wir Food Waste reduzieren? Wie erreichen wir Chancengleichheit für alle Geschlechter? Warum haben nicht alle Menschen in der Schweiz die gleichen Rechte, z.B. in Bezug auf die Heirat? Wie erhalten junge Menschen mehr Partizipationsmöglichkeiten und Mitspracherechte in unserem politischen System?

 

Science and You(th) Corina Liebi

Jonathan Bennett

Science and You(th) Jonathan Bennett

Jonathan ist unser zweiter Experte zum Thema «Wollen wir 300 Jahre alt werden?». In seiner Forschung hat er viel Kontakt mit der «Praxis» also mit Personen, die mit alten Menschen arbeiten, zum Beispiel in der Pflege.

Welches war nach der Schule dein erster Schritt ins Berufsleben?

Jobs in den Semesterferien sowie Praktika in der Schulpsychologie und in der Berufsberatung im Rahmen meines Psychologiestudiums.

Was machst du heute beruflich?

Ich bin Professor an der Berner Fachhochschule und leite dort das Institut Alter. Zusammen mit meinem Team erarbeite ich Projekte in der angewandten Forschung sowie Weiterbildungsangebote. Unsere Forschung und Weiterbildung lebt vom Austausch mit der Praxis und ist ohne diese nicht denkbar. 

Was ist das coolste an deinem Job?

Ich geniesse grosse Freiheiten und kann vieles an meinem Arbeitsalltag selbst gestalten. Zudem habe ich tolle Mitarbeitende – es ist motivierend und inspirierend mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Welches sind deine grössten Herausforderungen?

Ich bin nicht nur als Forschender und Dozent tätig, sondern habe auch strategische, personelle und Managementaufgaben in unserem Institut zu übernehmen. Es ist manchmal nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen.

Welche gesellschaftlichen Fragen interessieren dich am meisten?

Wie können wir die Lebensqualität von alten, betreuungsbedürftigen Menschen erhalten und verbessern? Und wie sorgen wir dafür, dass es den pflegenden und betreuenden Personen ebenfalls gut geht?

Wie sieht ein gutes Älterwerden im Quartier und in der Gemeinde aus? Wie können wir alle dazu beitragen?

Wie wirkt sich die demografische Entwicklung auf unser gesellschaftliches Zusammenleben, das Gesundheitswesen und die Wirtschaft aus? Welche neuen Chancen bieten sich, mit welchen Risiken müssen wir umgehen?

Benjamin Towbin

Benjamin ist unser Experte im Bereich Alter und Zellbiologische Forschung. Er hat für uns ein Szenario geschrieben, wie im Jahre 2050 das Altern anhand von Medikamenten, welche auf unsere Zellen einwirken, verlangsamt werden könnte.

Welches war nach der Schule dein erster Schritt ins Berufsleben?

Ich habe nach der Matura ein halbjähriges Forschungspraktikum in einem Krebsforschungslabor gemacht.

Was machst du heute beruflich

Ich bin Assistenzprofessor für Zellbiologie an der Universität Bern. 

Was ist das Coolste an deinem Job?

Dass ich durch den Austausch mit Studierenden und anderen Wissenschaftler*innen jeden Tag viel dazu lerne und so neue Perspektiven auf viele interessante Fragen kriege.

Welches sind deine grössten Herausforderungen?

Die Ausarbeitung einer wichtigen ungelösten, aber trotzdem noch lösbaren wissenschaftlichen Frage.

Welche gesellschaftlichen Fragen interessieren dich am meisten?

Gesellschaftliche Skepsis gegenüber Wissenschaft und technologischem Fortschritt.

Durch die Gesellschaft geprägte geschlechterspezifische Rollenbilder.

Science and You(th) Benjamin Tobin

Mohamed Abdirahim

You(th) and Science Experte Mohamed Abdirahim

Mohamed Abdirahim ist Mitglied des Stadtrates Bern und der Jungpartei JUSO. Er wird Tipps geben, wie Jugendliche ihre Botschaften und Anliegen politisch einbringen können.

Welches war nach der Schule dein erster Schritt ins Berufsleben?

Ich hatte nach dem freiwilligen Abbruch des Gymnasiums ein Praktikum in Zürich angefangen als Kindererzieher, um mehr von der Arbeitswelt zusehen.

Was machst du heute beruflich?

Ich arbeite als Jugendarbeiter im Bereich der Arbeitsintegration zum 1. Arbeitsmarkt.

Was ist das coolste an deinem Job?

Der Austausch mit den Jugendlichen und die gemeinsame Gestaltung deren Zukunft.

Welches sind deine grössten Herausforderungen?

Die Jugendlichen zu motivieren und auch abzuholen.

Welche gesellschaftlichen Fragen interessieren dich am meisten?

Die Gleichstellung in allen Bereichen z.B. ob queere Paare heiraten und Kinder adoptieren dürfen.

Niklas Masuhr

Niklas Masuhr hat Politikwissenschaften studiert. Er ist unser zweiter Experte zum Thema «Wie soll ich mir den Krieg der Zukunft vorstellen?». Niklas arbeitet in einem Think Tank. Ein Think Tank ist eine «Denkfabrik», in der eine Gruppe von Expert*innen politische, soziale, wirtschaftlichen, ökologische oder militärische Konzepte erforschen und beurteilen. Anschliessend geben sie ihre Empfehlungen an die Öffentlichkeit und Politik weiter.

Welches war nach der Schule dein erster Schritt ins Berufsleben?

Zwischen meinem ersten Universitätsabschluss (Bachelor) und dem Masterstudium konnte ich ein halbes Jahr erst als Praktikant und dann als Forschungsassistent an einem deutschen Think Tank arbeiten.

Was machst du heute beruflich?

Ich bin Forscher im Think Tank des Center for Security Studies der ETH Zürich und arbeite zu aktuellen militärischen Entwicklungen – das bedeutet, beispielsweise wie sich europäische Streitkräfte zukünftige Konflikte vorstellen. Es bedeutet aber auch einen Blick zu haben auf offene Konflikte, wie dem in der Ukraine, Libyen oder Nagorno-Karabakh und welche Schlüsse sich aus ihnen ziehen lassen. 

Was ist das coolste an deinem Job?

Das Spannendste sind die für mich folgende Fragen:

  • Inwieweit passen aktuelle Entwicklungen in historische Muster?
  • Inwieweit sind diese Muster ausgeprägt?

Daneben sind Gespräche mit Menschen, die ähnliche Interessen, aber andere Blickwinkel haben, für mich persönlich sehr interessant. 

Welches sind deine grössten Herausforderungen?

Ich würde sagen, dies wäre der Umgang mit Komplexität, der Vielschichtigkeit.

In jedem Konflikt und jedem längerfristigen Prozess, den ich beobachte, sehe ich immer nur einen Ausschnitt – sowohl aufgrund der Verfügbarkeit von Informationen und Sprachkenntnissen, aber auch, weil mittlerweile so viele Daten entstehen, dass man stark ausfiltern muss. Gleichzeitig muss ich meine Analysen und Interpretationen so formulieren und präsentieren, dass sie gut verständlich sind, ohne die Komplexität zu unterschlagen.

Welche gesellschaftlichen Fragen interessieren dich am meisten?

Die wesentliche Frage, die sich mir stellt, ist, wie unsere Gesellschaften in Zukunft mit militärischer Gewalt umgehen wird. Während es in Europa leicht ist, diese Fragestellungen auszuklammern, sehen wir zunehmend, dass dies weltweit betrachtet nie der Fall war. Wir sehen auch, insbesondere in den letzten Jahren, wie schnell sich unsere politischen Grundannahmen umdrehen oder gar in Luft auflösen können. Mein Eindruck ist, dass wir erst noch herausfinden müssen, wie wir über Fragen von Krieg reden können.

You(th) and Science Experte Niklas Masuhr